Vor etwa 1000 Jahren wurde dieses Pferd von Einwanderern aus Norwegen auf ihren Schiffen auf die Vulkaninsel Island im Nordatlantik als erste und einzige Pferderasse gebracht. Es sollte das Überleben der Menschen auf dieser Insel ermöglichen. Es begann ein Überlebenskampf für Mensch und Tier, der oft nur durch die Gemeinsamkeit beider erfolgreich war. Zeugnis davon findet man noch heute in Island, dem Land der Edda, in der die einzigen noch vorhandenen vorchristlichen Schriftstücke enthalten sind, und dem Land der Sagas, dieser einzigartigen Erzählform der Weltliteratur, in den darin enthaltenen zahlreichen Hinweisen auf diese Pferde. Dieses Pferd war das unbewusste Symbol des menschlichen Überlebens am Rande der bewohnten Welt geworden:

Ein Pferd, das Feuer, Eis, Hungersnöte und Vulkanausbrüche überleben gelernt hatte, das unwirtliche Einöden mit Gletschern, Flüssen und Lavahalden als einziges Transportmittel problemlos zu überwinden gewohnt war, das die kalten, kargen Winter ohne viel Hilfe des Besitzers zu ertragen fähig geworden war.

Heute verkörpert es die Freiheit und den Rausch der kurzen und belebenden isländischen Sommermonate und wurde wie die Berge und die Seen zu einem Teil der isländischen Natur. All dies und die Tatsache, dass es auf Island keine andere Pferderasse außer dieser gegeben hat, so dass das Islandpferd seit über 1000 Jahren auf dieser Insel in absoluter Reinzucht gezogen wird, hat zur Ausformung eines Pferdetyps beigetragen, der sich durch hohe Widerstandsfähigkeit, Genügsamkeit und schnelles Regenerationsvermögen auszeichnet. Im Aussehen und im Charakter trägt das Pferd den Stempel des Kampfes mit seiner Umwelt.

Aus den Sagas geht auch hervor, dass jeder Bauer sich bemühte, Pferde in einer bestimmten eigenen Farbe zu züchten. Dadurch entstand zusätzlich eine individuelle Vielfalt und große Variationsbreite dieser Rasse in Exterieur und Charakter. Auch heute noch gibt es Höfe, die nach diesem Kriterium züchten.

Die Besonderheit des Islandpferdes

Was das Islandpferd als Reitpferd so besonders interessant macht, sind die fünf verschiedenen Gangarten. Durch die Reinzucht auf Island sind diesem Pferd zu Schritt, Trab und Galopp zwei natürliche Gangarten erhalten geblieben, die in Europa gänzlich in Vergessenheit geraten sind, nämlich Tölt und Pass. Werden alle fünf Gänge von einem Pferd beherrscht, spricht man von einem Fünfgänger. Daneben gibt es noch ausgesprochene Viergänger. Das sind jene Pferde, die neben den drei Grundgangarten zwar über die Gangart Tölt verfügen, nicht jedoch über Pass. Tölt ist eine fließende und für den Reiter sehr angenehm zu sitzende Gangart, die je nach Veranlagung, Ausbildung und Tempo bis ins hohe Renntempo gesteigert werden kann. Tölt wurde in Island vor allem als Reisegangart auf langen Strecken geritten, da der Reiter in dieser Gangart erschütterungsfrei im Sattel getragen wird. Pass wird nur über kurze Strecken und in hoher Geschwindigkeit geritten. Die Pferde werden aus dem Galopp in voller Geschwindigkeit in den Pass „gelegt“, wobei bei turniermäßigem Passreiten oder Passrennen dann über bestimmte Strecken die Passzeiten gemessen werden.

Der Rassetyp des Islandpferdes heute

Das jetzige Islandpferd hat eine Größe von ca. 130 bis 145 cm Stockmaß und ist ca. 350 bis 400 kg schwer. Islandpferde werden ab dem 5. Lebensjahr geritten und sind bis ins hohe Alter ideale Reitpferde mit großteils sehr ausgeprägtem Gehwillen und viel Temperament bei angenehm ausgeglichenem und kommunikativem Wesen.

Naturverbindendes Freizeitreiten

Freizeitreiten ist ein neuer Begriff. Er unterscheidet sich vor allem von den bislang bekannten Inhalten der Sportreiterei. Freizeitreiten ist das „andere Reiten“‚ das pferdegerechte Reiten, das im Vergnügen beider am gemeinsamen Tun sein Ziel sieht. Ausgeglichene, glückliche Pferde und ausgeglichene, glückliche Menschen, die Möglichkeit, die Natur wieder auf eine ganz ursprüngliche Art kennen zu lernen, einen bewussten Jahresablauf zu erleben. Wandern mit den Pferden durch verträumte, einsame Gegenden im Sommer wie im Winter, kurze Abendritte nach getaner Arbeit, um auszuspannen. Ein Leben mit unseren Pferden, das Einbeziehen unserer Pferde in den familiären Alltag. Dies ist die Philosophie der Islandpferdereiter heute. Gerade diese Rasse ermöglicht uns das Leben mit den Pferden auf eine ganz neue und sehr individuelle Art und macht aus unserer Freizeit ein Erleben.